Im Garten der Klänge

(Nel giardino die suoni)

Ein Dokumen­tar­film von Nicola Bellucci, Schweiz 2010, 85 Minuten

Im Garten der Klänge ist ein Portrait des blinden Schwei­zer Musik­the­ra­peu­ten und Klang­for­schers Wolfgang Fasser, der zurück­ge­zo­gen in einem kleinen Dorf in der Toscana lebt und mit schwerst­be­hin­der­ten Kindern und Jugend­li­chen arbei­tet. Der Film hat mich vor allem inspi­riert, über meine Art, im Leben zu sein, nachzu­den­ken. Wie nehme ich die Welt wahr? Wie bin ich mit mir selbst in Verbin­dung? Wo lasse ich mich zu sehr ablen­ken vom Wesent­li­chen? Wie gebrau­che ich meine Sinne? 

Auf eine sehr einfühl­same Art wird die Persön­lich­keit des Protago­nis­ten gezeich­net, den man nicht nur als Thera­peut kennen lernt, sondern auch – und vor allem – als Mensch. Zwischen diesen beiden Aspek­ten scheint es für ihn auch gar keine scharfe Trenn­li­nie zu geben. Er lebt für seine Arbeit und ist in seiner Arbeit ganz er selbst. Er tut es aus reiner Überzeu­gung und hat dafür seinen lukra­ti­ven Job als Physio­the­ra­peut in der Schweiz aufgegeben. 

Was mich am meisten an ihm berührt, ist seine authen­ti­sche und angst­freie Art, im Leben zu sein und anderen Menschen zu begeg­nen. Dieses grund­le­gende Urver­trauen, das er ausstrahlt und seine Verbun­den­heit zur Natur ziehen mich sehr an. Er verbringt Stunden damit, einfach nur den Geräu­schen da draußen zu lauschen und sie für seine thera­peu­ti­sche Arbeit aufzu­neh­men. Er ist dabei ganz bei sich und mit seinem Inneren verbunden. 

Die ruhigen und doch vollen Bilder der wunder­schö­nen Landschaft des Casen­tino in der Toskana, wo Wolfgang Fasser lebt, unter­strei­chen durch ihren Charak­ter wunder­bar seine Persön­lich­keit. Obwohl er alleine lebt, wirkt er nicht verlas­sen oder einsam, sondern im Gegen­teil: Mit seiner natür­li­chen und leich­ten Art, auf andere Menschen zuzuge­hen und auf sie einzu­ge­hen, wirkt er sehr ausge­gli­chen und in sich ruhend. 

In seiner Arbeit hat er einen ganz natür­li­chen Umgang mit dem Körper­li­chen. Mal kraft­voll, mal zart – man merkt, dass sein Körper für ihn sein Zuhause ist und dass ihm diese Ebene ganz vertraut ist. Wie eine Basis, auf der die Worte und Klänge, mit denen er spielt, wie kleine Blüten wachsen. Für ihn ist seine Blind­heit kein Hinder­nis, um im Kontakt mit der Welt zu sein. Im Gegen­teil: Er ist kreativ, findet andere Wege und inten­si­viert seine Wahrneh­mun­gen sogar dadurch, dass der Sehsinn wegfällt. 

Dies scheint auch seine Selbst­wahr­neh­mung und im wahrs­ten Sinne des Wortes: sein Selbst­be­wusst­sein zu stärken. Das Vertrauen, das er dabei in sich selbst hat, ist berüh­rend. Nicht einmal seine abneh­mende Hörfä­hig­keit scheint ihm Sorgen zu machen. Er begreift sie als Chance, noch mehr zu sich selbst zu finden. Ein sehr persön­li­cher Film, der mich berührt, inspi­riert und meinen Horizont erwei­tert hat.

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